Dieser Poetry-Slam wurde im Meeting am 21.04.2018 vorgetragen.
Hier stellen wir Ihn für alle Interessierten zum Nachlesen bereit.
Wann sind wir da?
Als quengelnde Kinder Gottes fragen wir den Vater tagtäglich, wartend auf ein Leben im Paradies, auf ewig. Fühlen uns auf der Welt fehl am Platz, nie zufrieden, zu verschieden, die Vorstellungen von „Oh hier kann ich bleiben“ und „eigentlich will ich nur weiter treiben“. Hat er uns nicht eigentlich alles gegeben um königlich zu leben, im Einklang mit Natur und göttlicher Spur?
Wo bleibt mein Leben im Paradies und Warum teile ich die Erde mit grausamen Menschen, die den Frieden von innenheraus zerstören wie ein Parasit?
Dieser Slam soll nicht Antworten geben, er soll Gedanken bewegen.
Denn Antworten löschen den Brand nach Wissen, doch glühen die Kohlen trotzdem weiter. Und wenn das Feuer erlischt, die Wärme entflieht, gleichen die Fragen, einem einzigen Fragezeichen. Denn Kälte wird nicht länger abgehalten von fahler Asche, steckst nichts mehr einfach so leicht in die Tasche. Willst weder vor noch zurück sondern näher dran, fragst dich:
Wann kommst du an?
Stattdessen siehst schwarzes Geschütz, Erde besudelt mit Rot, Sirenen übertönen menschliches Geschrei. Drohnen und Armeen so fest im Kampf um Rosen und Dornen, zu verbissen um zu sehen die Blüte die auf den Frühling hin wächst.
Diese Welt so vielseitig und dabei so vielschichtig böse, denkst du, als du siehst
wie Lebensmut schimmelt unter des Todes Trümmern,
wie es uns nicht kümmert, dass Krieg regiert und Leid Gesichter verziert.
wie Lebensmittel verderben und Kinder sterben,
wie wir Wälder roden und der Hass brodelt, in diese Welt.
Wann hört das auf? Wann kommen wir hier raus?
Gott flüstert uns den Frieden zu, doch sind wir zu laut.
Die Bomben zu lauft, Trump zu laut, Drohungen und Sanktionen zu laut alles zu laut wir erleben einen Hörsturz und denken dennoch, dass wir fliegen,
auf den Höhen von Gewaltmissbrauch und Egoismus erliegen.
denken, dass wir schweben auf dem Hochmut der Evolution, die uns ja angeblich zu etwas Besserem macht. Wir richten das Visier trotzdem auf den pulsierenden Schlag, auf den rötesten Fleck der Wärmekamera und ziehen ab, beenden Leben, eiskalt.
Wir denken wir könnten Bäume ausreißen, wobei wir doch eigentlich wirklich nichts erreichen. Chaos der Effizienz um uns herum, Menschen die hektisch laufen und sprechen wie ein Metronom im schnellen Takt. Du in einer Traube von Menschen und doch allein.
Sagtest „Vater ich mach kurz nen Ausflug durch die Welt, komme eines Tages heim“. Fragst wann wird dieser Tag sein?
Auf meinem Weg zu dir habe ich mich schon lange verlaufen. Mein Zuhause ist verlassen, inzwischen sitze ich nur draußen. Immer wenn es regnet schaue ich hoch zu dir, Kapuze tief im Gesicht doch bin mir nicht sicher ob du weinst oder lachst. Denn ich sitze alleine im Regen, einsam in der Nacht. Bin mir nicht wirklich sicher ob du mir hilfst oder mich bewachst. Und wieder frage ich mich, wann wird dieser Tag sein? Wann sind wir endlich daheim?
Doch jetzt, zwischen „Wann sind wir da?“ und tatsächlich Heimkommen, merk ich, wie Wände zittern, Ziele zerrinnen, Häuser verschwimmen. Fragen nähren das Feuer, es brennt weiter.
Warum nur müssen wir hier verharren? Mein Blick dringt nicht durch zu dir, sehe nur das jetzt und hier. Zweifel bildet sich aus, geb mein Experiment auf, doch komm hier nicht raus.
Wann ist es soweit, wann bin ich bereit? Will nicht akzeptieren, dich zu verlieren.
Der letzte Hauch Widerstand versinkt, wenn du dem Sturm ins Auge schaust und in der Wildnis seiner Blicke schlichtweg ertrinkst. Und Meere türmen sich auf um uns zu fangen doch fangen sie uns nicht auf sondern spielen fangen, jagen uns und beuten uns aus. Unsere Seelen wabern nach etwas zum Brennen, doch verbrennen wir nur die Wälder dieser Welt, amputieren unsere Lunge. So können wir nicht mehr atmen und warten auf etwas, das das schwarz erhellt.
Und wenn mir hier der Atem ausgeht, dann muss ich rauf in den Himmel, doch dafür bin ich zu klein. Muss ich überhaupt in den Himmel, um dich wieder zu finden? Und komm ich überhaupt zurück? Was wenn es mir bei dir nicht mehr gefällt? Frage über Frage die mein Haupt zerdrückt.
Mein Glaube ist ein dünner Faden, auf dem ich laufe, gar balanciere zwischen Vertrauen und Zweifel. Es ist das Leiden der Welt, generell das Leiden selbst, das ich nicht begreife. Der Wind weht, und ich schwanke nach links, schwanke nach rechts, schwanke zu dir, und schwanke weg.
Frage mich, wann kommst du raus aus deinem Versteck?
Ich möchte dich sehen, fühlen, spüren, schmecken. Möchte meine Seele führend zu dir strecken.
Spüre einen Hauch von Glück, eine Prise streust du über mich, doch vielleicht sträube ich mich. Kann ich mich auf dich verlassen oder verlässt du mich?
Im Dilemma zwischen Vergangenheit übertrumpfen und Zukunft abstumpfen gehst du unter. Im Biegen und Brechen von heute und im Hauen und Stechen von Morgen, überwiegen die Sorgen. Ich komme nicht an, bleibe fern von dir, renne immer weiter, und denke nur ans Scheitern.
Ich rufe Wann sind wir da?
Mein Opa sagt, Zeit heilt alle Wunden aber tut der Herr nicht Wunder? Warum nur kommen wir trotzdem nicht über die Runden? Ungeduld reißt die Wunden wieder auf, und Ungläubigkeit glaubt Wunder seien nur Fehler der Interpretation. Haben wir den Mut verloren in all unsrem Übermut? Aber worin finden wir dann neue Motivation?
Über wie viele Feuertreppen muss ich noch flieh, um vor deinem Thron zu knien?
Es ist die Antwort auf die eine Frage, es sind die Momente, in denen du spürst, wie dich etwas berührt von Innen, ohne Schaudern oder Zögern, eine Berührung voll mit Liebe.
Wenn du dich umsiehst in der Welt, dann siehst du viel Schlechtes. Und selbst du fragst dich manchmal, ob du überhaupt echt bist.
Da liegt es nahe, zu verzagen, sich zu fragen, Wo bleibst du? Warum scheinen die Reden die du schwingst oft leer, warum ist reden zu dir so schwer? Warum stehen wir manchmal da, kommen nicht mehr klar? Warum sterben Kinder? Warum fallen Bomben? Warum erlischt die Hoffnung?
Dieser Slam soll keine Antworten geben sondern Gedanken bewegen.
Vielleicht fragst du dich auch, warum gibst du Gott trotzdem nicht auf?
Naja, ganz einfach, dein Feuer geht sonst aus.
Copyright: Robin Rojko, Johanna Echterhoff